Uta Gräf
Gut Rothenkircherhof
Bei Uta scheint manches ein bisschen anders als bei vielen Anderen. Das fängt schon damit an, dass sie aus keiner pferdebegeisterten Familie kommt und auch bis heute die einzige ihrer Familie geblieben ist, die sich für die edelsten aller Vierbeiner interessiert.
Mit sieben Jahren setzte Uta in der Reitschule zum ersten Mal einen Fuß in den Steigbügel und da die Begeisterung anhielt, bekam sie mit zwölf Jahren ihr erstes eigenes Pferd, das Utas Vater geduldig zu den Turnieren des Sprösslings fuhr. Als Uta mit 18 Jahren ihr Debüt in Klasse S gab und ihr Abitur machte, kam es ihr aus Angst, der Spaß am Reiten könne ihr verloren gehen, zunächst überhaupt nicht in den Sinn, das geliebte Hobby zum Beruf zu machen.
Ein Studium der Sozialpädagogik sollte es sein. Ein Studienplatz ließ auf sich warten, also ritt Uta weiter und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass das Reiten ihr genauso viel Freude machte wie zuvor.
Mit 24 Jahren war in Uta die Entscheidung gereift, das Hobby endgültig zum Beruf zu machen. Im renommierten Dressurstall von Renate und Franz-Josef Dahmen im Reiter-Mekka Aachen begann sie ihre Ausbildung zur Pferdewirtin mit dem Schwerpunkt Reiten und beendete diese mit Stensbeck-Auszeichnung und solcher Bravour, dass sie ein Stipendium der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) zugestanden bekam. Jenes absolvierte sie auf Gut Neuhof in Hessen bei der niederländischen Olympiamedaillengewinnerin Ellen Bontje und deren Trainer Conrad Schumacher und machte anschließend ihren Meister.
Die Meisterprüfung schloss Uta erneut mit der begehrten Stensbeck-Plakette ab und zog im gleichen Jahr gemeinsam mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Stefan Schneider 1999 auf das Gut Rothenkircherhof in Kirchheimbolanden, wo sie seither Dressurpferde aller Leistungsklassen trainiert und auf Turnieren bis Grand Prix erfolgreich vorstellt.
Darüber hinaus zeichnet sich Uta seit einigen Jahren als Landestrainerin für die Dressurreiterinnen mit Handicap, darunter die Paralympicssiegerin Britta Näpel und Weltmeisterin Dr. Angelika Trabert, verantwortlich.
2004 machte sie zum ersten Mal bundesweit auf sich aufmerksam, als sie den früheren Bundeschampion Duvalier bei den Deutschen Meisterschaften der Berufsdressurreiter hinter Hubertus Schmidt und Rudolf Zeilinger auf den vielbeachteten Bronzerang ritt. Mit dem zuvor von Ulla Salzgeber vorgestellten Hannoveraner Hengst World Magic kam Uta Gräf anschließend national zu beachtlichen Erfolgen.
Endgültig ins Rampenlicht der Dressuröffentlichkeit hat sie sich mit dem gekörten Holsteiner Hengst Le Noir geritten, der bereits in der kleinen Tour international siegreich war und seit 2010 auf Grand Prix-Ebene Erfolge und hohe Platzierungen auch bei den renommiertesten Dressurturnieren wie Wiesbaden oder Aachen zu verbuchen hatte.
Auf Turnieren dank ihrer Frohnatur weder zu überhören noch aufgrund ihrer wilden Haarpracht zu übersehen, hat sich Uta Gräf mit ihren fein gerittenen und zufriedenen gehenden Pferden inzwischen zu einem Aushängeschild der klassischen Dressurreiterei entwickelt. Den manchmal durchaus als streng und überaus ernst empfundenen Dressursport vertritt sie in der Öffentlichkeit, sei es auf Turnieren, Seminaren oder Demonstrationen, erfrischend anders!
Utas Credo
„Mir liegt es am Herzen, dass Reiten Spaß macht und zwar nicht nur mir, sondern auch meinen Pferden. Und Spaß macht Reiten eben nur, wenn man die Pferde mit feinsten Hilfen dirigieren kann. Die feinst mögliche Kommunikation mit dem Pferd hat für mich oberste Priorität bei der Ausbildungs- und Trainingsarbeit. Natürlich setzt man sich als Turnierreiter darüber hinaus gewisse Ziele, die man mit den Pferden erreichen möchte, aber ob und wie schnell man zu diesen gelangt, gibt mir allein das Pferd vor.
Deshalb ist es so wichtig, jedes mir anvertraute Pferd als absolutes Individuum zu betrachten und für jedes den optimalen Weg zu finden, der bei Pferden zum Teil völlig unterschiedlich aussehen kann. Man sollte immer nur mit dem arbeiten, was das Pferd während einer Ausbildungsphase gerade anbietet.
Wenn ich mit Pferden arbeite, geht es mir nicht allein darum, dass sie körperlich reifen, sondern auch ihre Persönlichkeiten entwickeln. Das funktioniert nur, wenn man die körperlichen Voraussetzungen eines Pferdes, seinen Charakter und die aktuelle Befindlichkeit in der täglichen Arbeit immer wieder aufs Neue berücksichtigt und es ansonsten in der Gesellschaft von Artgenossen einfach Pferd sein lässt.”
Entnommen aus www.gutrothenkircherhof.de